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Grube Lindenberg / Grube Georg-Joseph

Grube Lindenberg

 

In der Umgebung von Münster im Taunus wurde bereits ab 1558 nachweisbar Rotund Magneteisenstein in kleinen Schächten bis zu einer Teufe (Tiefe) von 5 m abgebaut. Die offizielle Verleihung der Grube Strichen erfolgte 1840 an das Fürstenhaus Wied.

 

Grube Lindenberg

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Ab 1864 transportierten Pferdefuhrwerke das Erz durch den neu aufgefahrenen „Strichener Stolln“ zum Bahnhof Aumenau. Die Firma Friedrich Krupp übernahm 1872 die Grube und erweiterte sie ab 1906 um den „Münsterstolln“.

 

1933 erreichte man durch Vortrieb einer Richtstrecke das Grubenfeld Lindenberg (erste Verleihung 1848). Nach weiteren Ausbauarbeiten, z.B. Abteufen einer Schachtanlage auf 221 m und Inbetriebnahme einer Steinbrecheranlage, konnte 1941 die Grube Lindenberg eröffnet werden. Bedingt durch Einschränkungen während der Kriegszeit wurde die Grube aber erst Mitte 1950 völlig fertig gestellt.

 

Um konkurrenzfähig zu bleiben, erhielt die Grube Lindenberg 1956 eine Erzaufbereitung mit Brech- und Siebanlagen (als Besonderheit unter Tage). Das geförderte Erz wurde im Schacht bis zur Bunkersohle (60 m-Sohle) hochgezogen, durchlief die Aufbereitung, bevor es auf der 120 m-Sohle (Stollensohle) zum Abtransport über die Grube Strichen und eine ca. 3 km lange übertägige Feldbahnanlage zur Verladestelle am Bahnhof Aumenau gelangte.

 

Trotz aller Anstrengungen ließ das Überangebot der ausländischen Eisenerze, die einerseits billiger waren und andererseits einen höheren Eisengehalt aufwiesen, dem einheimischen Erz keine Chance.


Eine Beurteilung der noch anstehenden Erzvorräte ergab, dass die guten Erzpartien bis Mitte des Jahres 1970 abgebaut sein würden. Aufgrund dieser Tatsache beschloss die damalige Besitzerin Harz-Lahn-Erzbergbau GmbH die Stilllegung der Grube zum 30.Juni 1970.

 

Stein

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Dem damaligen Betriebsleiter der Grube Lindenberg, Herrn E.Weil, ist es vornehmlich zu verdanken, dass z.B. die Signalanlagen und die zweimillionste Tonne Eisenerz, die am 5.Februar 1970, kurz vor der Schließung, gefördert wurde, heute in unserem Museum zu besichtigen sind.

 

Letzte Befahrung

 

Text: Fritz Meyer, Leiter des damaligen Heimatmuseums Weilburg an der Lahn.

 

„Auf der Grube Lindenberg wird heute zum letzten Mal Erz gefördert. Die letzte Eisenerzgrube im Kreisgebiet stellt ihren Betrieb ein.

 

Münster. Der 13.Juni 1970 wird einmal für die Geschichte des Erzbergbaus des Oberlahnkreises zu einem traurigen Gedenktag werden, denn an diesem Tage wird auf der Grube Lindenberg, die als einzige Eisenerzgrube im Kreis noch in Betrieb war, zum letzten Mal Eisenerz gefördert. Nach Beendigung abschließender Aufräumungsarbeiten werden dann bald die letzten Bergleute die Grube verlassen. Ein Erwerbszweig wird damit aussterben, in dem einst durch mehrere Jahrhunderte fast der größte Teil der Kreisbevölkerung sein Brot verdiente. Der heutige Tag, an dem die letzte Tonne Eisenerz gefördert wird, soll Anlass sein, noch einmal in Wort und Bild an einer der letzten Befahrungen der Grube teilzunehmen. Hoch über dem Laubustal zwischen Wolfenhausen und Münster liegen die Betriebsgebäude mit dem weithin sichtbaren Förderturm der Grube. Dort werden wir erst einmal zünftig eingekleidet mit Fahranzug, Gummistiefeln und Schutzhelm. Die Karbidlampen, die wir erhalten, brennen schon. Wir gehen dann in Begleitung des Obersteigers zum Förderschacht und fahren zunächst zur 60 m-Sohle, der sog. Bunkersohle. Dort wird das Erz, das von den unteren Sohlen mit Wagen im Förderschacht hochgezogen wird, in Bunker gekippt, von denen es in die Aufbereitung gelangt.


letzte Befahrung>> größere Ansicht <<

 

Wir fahren dann tiefer auf die 120 m-Sohle. Es ist die sog. Stollensohle. Hier werden die Züge zusammengestellt, die dann durch den fast drei Kilometer langen „Münsterstollen“ zur Grube „Strichen“ zwischen Langhecke und Aumenau mit einer Diesellok gefahren werden. Am Stollenmundloch werden die Loks gewechselt. Der Zug mit den vollen Wagen fährt zur Verladestelle am Bahnhof Aumenau, der leere Zug fährt den langen Weg zurück in das Grubengebäude, um wieder gegen einen beladenen ausgetauscht zu werden. Auf der 120 m- Sohle besichtigen wir auch die Bergestrecke. Hier wird das taube Nebengestein mit Elektroloks abgefahren, um damit Hohlräume zu verfüllen.

 

Wir fahren dann zum Abbau auf der 170 m-Sohle, um uns anzusehen, wo das metallisch schimmernde Erz abgebaut wird. Hier gehen die mit Pressluft angetriebenen Bohrer in das Erz. Mitgeführtes Wasser schlägt den entstehenden Staub nieder. An anderer Stelle wird das Erz mittels Pressluft auf einen T2G-Lader geladen und zu den Bunkern gefahren. Der uns begleitende Obersteiger führt uns auch zu dem westlichsten Teil der Wetterstrecke, deren Ausbau bereits von dem nachdrückenden Gebirge zusammengestürzt ist. Holzstempel von einem Durchmesser von über 20 cm sind wie Streichhölzer zusammen geknickt. „So wird es in der Grube bald an vielen Stellen aussehen, wenn hier nicht mehr gearbeitet wird“, sagt unser Führer mit etwas Wehmut in der Stimme.

 

Unser Weg führt zurück zum Förderschacht. Mit der Signalanlage wird der Förderkorb gerufen und wir fahren wieder mit rund 4 Meter pro Sekunde zum Abbau auf der 250 m-Sohle.

 

Grubenbild

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Für einen Nichtbergmann ist es schon ein etwas eigenartiges Gefühl von der unsichtbaren Hand des Maschinisten über Tage mit solcher Geschwindigkeit und höchster Präzision in die Tiefe gefahren zu werden, während man im Schein der Karbidlampen nur die vorbeisausende Schachtwand sieht. Von oben tropft das durch Eisenstein rot gefärbte Wasser auf uns herab. Mit einem sanften Ruck hält der Korb.

 

Wieder steigen wir aus, um uns den Abbau mittels Schrapper, einem kastenartigen Fördergefäß, das von einem elektrisch betriebenen Haspel an langen Drahtseilen gezogen wird, anzusehen.

 

Es ist schon ein eigenartiges Gefühl, wenn man daran denkt, dass da, wo Motorenlärm, das Kratzen des Schrappers und das Dröhnen der Abbauhämmer und Bohrer die Grubenbaue erfüllten, jetzt plötzlich Ruhe eingetreten ist, und die starken Lampen und Scheinwerfer, die die Arbeitsplätze in helles Licht tauchten, für immer erloschen sein sollen.

 

Wir klettern noch eine 12 Meter hohe steile Fahrt (Leiter) hinab zum Füllort der 250 m-Sohle, wo in einem Nebenraum die schweren Pumpenaggregate dafür sorgen, dass die vorhandenen Wasser nach oben gepumpt werden. Noch einmal sehen wir zu, wie die in langer Reihe wartenden vollen Wagen gegen leere im Förderkorb ausgetauscht werden. Dann wird auch für uns das Läutesignal gegeben. Im Förderkorb geht es aufwärts und plötzlich stehen wir wieder im strahlenden Sonnenschein. Die letzte Befahrung der Grube Lindenberg ist beendet. Erst jetzt hat man Verständnis für das Gefühl der Bergleute, die lange Jahre unter Tage arbeiteten.

 

Gewiss, es ist eine schwere und gefährliche Arbeit, die der Bergmann verrichtet, aber gerade das ist es, wodurch er mit seinem Beruf so stark verwurzelt ist. Abschließend sei noch ein Vers von Willi Berneiser zitiert, der noch einmal hineinführt in die schwere Wirklichkeit:

 

Ruhe in Frieden>> vollständiges Bild <<

 

„Glück auf! Klingt unser Gruß, Wenn wir nach Jahr und Tag Ade dem Berge sagen, Wenn aufgehört das Jagen Die Mühen und die Plag.“



Grube Georg-Joseph

 

Die Grube Georg-Joseph bei Wirbelau ist entstanden durch Zusammenlegung der Gruben Georg (verliehen 1812 an Buderus) und Joseph (verliehen 1828). Mit Datum vom 28.Juli 1829 übernahm die Gewerkschaft Georg beide Gruben, und vermutlich ab 1867 gelangte die Grube Georg-Joseph vollständig in den Besitz der Firma Buderus.

 

Abgebaut wurde ein Grenzlager, das an der Wende zwischen dem Ober- und Mitteldevon entstanden ist und zunächst im Tagebaubetrieb gut erreichbar war.

 

Es folgte der Abbau über oberflächennahe Stollen, die aber immer wieder durch tiefer liegende ersetzt werden mussten.

 

Unterhalb des Georgstollens ließ Buderus dann im Jahre 1899 den „Wittekindstolln“ mit einer Länge von 940 m auffahren.

 

Der Abtransport des Erzes verlief ab 1882 von den Tagesanlagen aus über eine Seilbahn zum Bahnhof Gräveneck, ab 1904 über eine Lahnbrücke.

 

Die Grube Georg-Joseph gehörte zu den ersten elektrifizierten Gruben des Lahngebietes: Im Jahre 1912 erfolgte die Montage einer elektrischen Fördermaschine als Ersatz für den Dampfmaschinenbetrieb.

 

Grube Georg-Joseph: schematischer Abbauriss Grube Georg-Joseph: schematischer Abbauriss

 

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Grube Georg-Joseph: schematischer Abbauriss  (2)

Grube Georg-Joseph: schematischer Abbauriss

 

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Im gleichen Jahr nahm man einen neuen Schacht in Angriff (Groebler-Schacht), der später bis zu einer Teufe von 220 m unter die „Wittekindstolln“-Sohle niedergebracht wurde.

 

1922 ging am Bahnhof Gräveneck eine Trockenaufbereitung mit Klaubetisch in Betrieb.

 

Nach zeitweisem Stillstand in den Kriegsjahren lieferte die Georg-Joseph ab 1950 wieder Eisenerz.

 

Der kalkhaltige Roteisenstein der Grube mit ca. 29,4% Eisen, 22,1% Kalk und 12,3% Quarz (Durchschnittswerte 1965) wurde überwiegend in die Buderus'schen Hochofenwerke Wetzlar und Oberscheld geliefert.

 

Wegen des relativ hohen Phosphorgehaltes eignete er sich aber nur zur Erzeugung von Gießereiroheisen.

 

1950 bis 1966, dem Jahr der Stilllegung, verringerte sich die Belegschaft der Grube von 202 auf 89 Mann.

 

Grupenarbeiten

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Die Grube Georg-Joseph hatte bis zu ihrer Stilllegung in besonderer Weise eine herausragende Stellung unter den Bergwerken des Lahn-Dill-Gebietes: 30 Jahre lang setzte man hier auch unter Tage auf die Hilfe von Pferden (Haflinger und Norweger). Sie zogen 10–12 Förderwagen – das entsprach einer Last von ca. 15 t! Die Pferdeförderung stellte sich für die Gegebenheiten auf der Georg-Joseph als optimal heraus, da für Lokomotiven in den untertägigen Bereichen kein Einsatz möglich war, ohne erhebliche Investitionen zu leisten. Die Arbeitszeit der Pferde entsprach einer Schicht, die durch die Mittagspause mit Ausfahrt nach über Tage unterbrochen wurde. Das Wochenende verbrachten die Tiere auf der Weide. Ein Grubenpferd arbeitete frühestens ab seinem 3.Lebensjahr und danach betrug die Dienstzeit etwa 21 Jahre. Die regelmäßigen veterinär-medizinischen Untersuchungen bestätigten
immer wieder, dass es den Georg-Joseph-Pferden trotz der harten Arbeit sehr gut ging.