Medizin
Wie allgemein im Mittelalter, so auch in Weilburg, besaßen nur die Mönche das Wissen über die Heilwirkung der Kräuter. Die Stiftskirche propagierte die Wirkung der zahlreichen Weilburger Reliquien. Die ersten, die bei den Kranken Hand anlegten, waren die Bader und Barbiere. Neben der Körperpflege gehörten Behandlungen mit Salben und Blutegeln, Schröpfen, Aderlass und das Zähneziehen zu ihren Dienstleistungen, ebenso kleinere medizinische Eingriffe wie das Wegschneiden von „Nichtgesundem“- Als Chirurgen oder Wundärzte wagten sie auch größere Operationen, sogar Schädeltrepanationen.
Trepanationsbesteck, 18.Jahrhundert
Den großen Seuchen, vor allem der Pest (in Weilburg 1532, 1551, 1573 und 1597) und dem „Schnellen Sterben“ (1606/07), stand man völlig machtlos gegenüber. Die normale Reaktion auf den Ausbruch einer Seuche war die schnellstmögliche Isolierung der Kranken, d.h. Abschiebung vor die Tore der Stadt.
Mangelnde Hygiene leistete Krankheiten und nicht zuletzt den Seuchen Vorschub. 1666 erließ Graf Friedrich eine „Verordnung gegen den Schmutz in der Stadt Weilburg“.
1608 wird der erste Arzt in Weilburg erwähnt: Heinrich Nollius. Gleichzeitig war er Rektor der Freischule und besserte so im Nebenberuf sein schlechtes Gehalt auf. Er war für die „normalen“ Einwohner zuständig.
Durch die Medizinalverordnung vom 14.03.1818 erfolgte die staatliche Regelung des Gesundheitswesens im Herzogtum Nassau. Dr.Huthsteiner wurde als erster Medizinalrat für das Amt Weilburg eingesetzt.
Sein Nachfolger Dr.Heinrich Herz verfasste 1841 mit seiner „Medicinischen Topographie des Herzoglich Nassauischen Amtes und der Stadt Weilburg“ eine ausführliche Dokumentation über die Lebensverhältnisse in Weilburg Anfang des 19.Jahrhunderts.
Der großen Stadtsanierung ab 1703 durch Graf Johann Ernst fiel das Hospital am alten Marktplatz zum Opfer. Ab 1833 gab es dank einer Stiftung von Prinzessin Auguste Maria von Nassau (1764-1802) ein städtisches Hospital mit 8 Betten in der Weilstraße 3. 1905 folgte das „Augusta- Viktoria-Krankenhaus“ in der Frankfurter Straße, welches dann Anfang der 1970er Jahre durch das heutige Kreiskrankenhaus am Steinbühl ersetzt wurde.