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Bergbau- und Stadtmuseum

Als Ende Januar 1984 Fritz Meyer in Ruhestand trat, übernahm Paul Wienand die Stelle als Museumsleiter.

 

Die unter Meyer begonnene Neu-Inventarisierung der Gegenstände und Sammlungen brachte schnell die Erkenntnis, dass die Dauerausstellung der heimatgeschichtlichen Abteilung ausbaufähig war und eine auch für das Publikum nachvollziehbare, deutliche Trennung der beiden Abteilungen Heimatgeschichte und Bergbau erfolgen musste. Das neue Konzept fand die Unterstützung des Magistrats.

 

Zunehmende Besucherzahlen bestätigten die Richtigkeit dieser Maßnahmen: 1985 erreichte das Museum mit 29554 Personen die höchste Besucherfrequenz seit Bestehen. Neben der Neugestaltung sämtlicher Ausstellungen wurde der „Tiefe Stollen“ vergrößert und für die Besucher sicherer und attraktiver gemacht:

 

Ankunft des Schaufelladers aus der Grube Fortuna, Oberbiel>> größere Ansicht <<

 

Ankunft des Schaufelladers aus der Grube Fortuna, Oberbiel 

 

1984 Erweiterung des Füllorts, Ausbau der Strecke, Neueinrichtung Raum Schaufellader und Hochofenmodell, 1988 Engelmann'scher Großdieselmotor (aufgestellt vom Technischen Hilfswerk Weilburg).

 

3-Zylinder-Groß- Diesel

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3-Zylinder-Groß- Diesel (2)

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3-Zylinder-Groß- Diesel, Motorenfabrik Deutz 1924, am Originalstandort in der Engelmann’schen Mühle und ab 1988 im „Tiefen Stollen“ des Museums.

 

Schaufellader „Heribert“>> größere Ansicht <<

 

Schaufellader „Heribert“

 

Mit dem Auffahren eines neuen Schrägschachtes, der als Zugang zum „Tiefen Stollen“ die Eiserne Fahrt des Friedrich-Schachts ablöste, waren 1991 die Erweiterungen und Sicherungen unter Tage vorerst abgeschlossen, und die Besucher durften nun, neben geführten Besichtigungen, auch ohne Führung unter Tage.

 

Dass sich das Museum als Forschungs- und Bildungsstätte im Sinne seiner Gründer profiliert hat, lässt sich u.a. an den museumspädagogischen Leistungen ablesen: Das Lernprogramm „Museum und Schule“ bietet seit 1986 Schülern mit vorbereiteten Texten, Karten und Arbeitsblättern die Möglichkeit, sich einzeln oder im Klassenverband mit den Themenbereichen Eisenerzbergbau und/oder Eisenerzverhüttung eingehender zu befassen. Das Bergbau- und Stadtmuseum war das erste Museum im Regierungsbezirk Gießen, das ein solches Programm für Schulklassen anbot.

 

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Forschungs- und Bildungsstätte (3) >> größere Ansicht <<

 

Forschungs- und Bildungsstätte (2) >> größere Ansicht <<

Forschungs- und Bildungsstätte (4) >> größere Ansicht <<



1992 erfolgte die Einrichtung eines Raumes für Sonderausstellungen, das „Kleine Kabinett“, und seine Erweiterung 1998. Weit mehr als 120 Ausstellungen regionalhistorischer Themen sowie Themen der Bildenden Kunst bilden seitdem ein drittes Standbein des Hauses. Der Raum eignet sich mit seinem besonderen Ambiente auch sehr gut für kleinere Empfänge.

 

1997 bis 2000 erfuhr das Museum – nicht zuletzt durch die erhebliche Unterstützung des damaligen Hessischen Staatsbauamtes – eine Umstrukturierung, bei der die Bergbauabteilung mit neuer Konzeption im Erdgeschoss installiert und die Büroräume in das 2.OG verlegt wurden. Dort entstanden gleichzeitig neue Räumlichkeiten für die Abteilung „Historisches Archiv“ mit Lagerraum für die Archivalien und ein Leseraum. Die neue Konzeption „Bergbau kompakt“, besonders die Vielfalt der Ausstellung, findet ausgesprochen positive Resonanz beim Publikum.

 

Mit den guten Erfahrungen und dem Lob der Besucher konzipierte und gestaltete die Museumsleitung in denJahren 2002 bis zu Beginn des Hessentages 2005 die
Dokumentation der Stadtgeschichte völlig neu: erstmals in der Geschichte des Museums chronologisch von 906 bis 1974.


Hier ist Stadtgeschichte als begehbare „short story“ entstanden, mit Bildern, Texten, Exponaten, als gute und zugleich interessante Orientierung innerhalb der Historie Weilburgs. Darüber hinaus wurden die vor- und frühgeschichtlichen Wurzeln unserer Region in die Ausstellung eingebunden.


Da das Interesse der Besucher an Historie insgesamt im letzten Jahrzehnt stark zugenommen hat, war es erstrebenswert, eine stadtgeschichtliche Ausstellung einzurichten, die diesen Wünschen und Bedürfnissen Raum gab.

 

Bei alldem versucht das Museum, den klassischen Aufgabenstellungen zu entsprechen: Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln, und sich dabei den heutigen Zielen der Museumskultur anzupassen, also auch die Besucherorientierung im Sinne der Bildung, der sinnvollen Freizeitgestaltung und Steigerung der Anziehungskraft des Ortes durch sein Museum zu fördern.

 

Archivbild

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Für den zunehmenden Tourismus bietet das Museum kurzweilige
Hintergrundinformation und ist deshalb inzwischen ein beliebtes Anlaufziel geworden.

 

1992 im Kleinen Kabinett: 20 Jahre Bergbaumuseum >> größere Ansicht <<



1992 im Kleinen Kabinett: 20 Jahre Bergbaumuseum

 

Es bildet zugleich mit seinen interessanten Ausstellungen und Sonderausstellungen einen festen Pfeiler des Weilburger Kulturlebens. Dabei kommt ihm die seit Jahrzehnten gewachsene Struktur zugute.

 

Wichtig für den Betrieb des Bergbau- und Stadtmuseums ist das Miteinander und die Nähe der anderen Weilburger Kultureinrichtungen (Schlossmuseum, Kubacher Höhle, Tiergarten, Baumaschinen- Modellmuseum, Terrakotta-Armee-Ausstellung) sowie die gesamte Kernstadt als „offenes Museum“ mit ihrer herausragenden Architektur und den weiteren Sehenswürdigkeiten.

 

Das „Historische Archiv“, von der Substanz her bereits unter Karl Heymann begonnen, erhielt 1982 erstmals ein Zuhause im Dachgiebel des Prinzessenbaus. Von 1977 bis 1997 haben hier die beiden ehrenamtlichen Archivpfleger Hanns Maiwald und Alfred Hofmann hervorragende archivalische Arbeit geleistet. Auch heute, inzwischen wieder ins Museumsgebäude integriert, bietet das Archiv wertvolle historische Daten und Informationen über mehr als 500 Jahre des Weilburger Gemeinwesens.

 

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Ein Schwerpunkt guter Museumsarbeit ist es, den Besuchern, besonders Kindern, Jugendlichen und Schulklassen, historische Zusammenhänge und Werte verständlich nahe zu bringen.

 

Das Programm „Museum und Schule“ führt Schülergruppen mit gezielten, manchmal auch eher humorvollen Fragen durch die Bergbauabteilung. Für Lehrer und Lehrerinnen steht ein Textund Begleitheft zur Verfügung, mit dem sie sich in den Sachverhalt einlesen können.

 

Kindergruppe >> größere Ansicht <<

Das Programm -Museum und Schule-

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Jedes Museum ist bestrebt, seine vielfältige Arbeit an die Öffentlichkeit zu tragen und transparent zu gestalten. Erfolgreiche, lebendige Museumsarbeit spiegelt sich in der Anerkennung der Bevölkerung wider und deren Bereitwilligkeit, diese Arbeit zu unterstützen.

 

Ein aufmerksames Museum, das sich immer wieder an den Aktivitäten der Stadt und ihrer Bürger beteiligt, wird eingebunden und entsprechend ideell gefördert und finanziell bezuschusst. Ein sorgsamer Umgang mit den zur Verfügung stehenden Mitteln ist hier selbstverständlich.

 

Für unsere Kleinstadt mit ihren ca.13.500 Einwohnern sind die Ausmaße und ausgestellten Sammlungen des Museums vergleichsweise großzügig bemessen. Das hat mit der Tradition zu tun und dem besonderen Flair, welches das Haus von jeher umgibt. Inhaltlich wird es der ehemaligen Residenz und dem ganzheitlich erhaltenen historischen Stadtbild gerecht.

 

In Zusammenarbeit mit dem Weilburger Schloss ging es im Laufe der Jahrzehnte allerdings eigene Wege. Im Schloss erwartet den Besucher fürstliches Ambiente und Lebensart, auf der gegenüberliegenden Seite, im Spannungsbogen des Schlossplatzes, zeigt das Bergbau- und Stadtmuseum Entstehung, Entwicklung und Einfluss der Residenz auf das bürgerliche Gemeinwesen, und zwar in aller Vielschichtigkeit: vom Freiheitsbrief bis zur Hexenverbrennung, vom bergmännischen Stollen unter Tage bis zur Luftschifffahrt, vom Mammutzahn bis zum Großdieselmotor, von der Bandkeramik bis zur Kunstavantgarde. Und es befindet sich alles unter einem Dach, ohne Sammelsurium zu sein, weil, im Sachzusammenhang stimmig, die Exklusivität der Sammlungsbestände und Exponate unbestritten ist.

 

Die Bergbauabteilung in Weilburg war 1972 das erste Bergbaumuseum in Hessen. Inzwischen haben etliche Gemeinden nachgezogen, nicht ohne sich an unserem Haus zu orientieren. Die Tatsache, die ersten gewesen zu sein, bringt Ehr', aber ebenso Verantwortung und Verpflichtung, sich hier nicht auszuruhen, sondern Schritt zu halten. Auch heute stellt der „Tiefe Stollen“ die Attraktion dar: Nicht selten kehren Kinder nach einem Schulausflug mit ihren Eltern „an der Hand“ noch einmal ins Museum zurück. Das spricht für die vermittelte Begeisterung während einer Führung bzw. für die echte, „unheimliche“ Atmosphäre unter Tage und für Sorgfalt und Verständlichkeit der Darstellung.

 

Kleine Museen und Kleinstadtmuseen stehen und fallen mit dem Engagement ihres Teams. Und auch das Vertrauen und die Rückendeckung der Kommunalpolitik und des Bürgermeisters haben zu manchem Erfolg beigetragen.

 

In Kommunen wie Weilburg sind die Ausstellungsmacher ziemlich nah am Ohr der Bevölkerung, das ist gut so, denn ein Museum ist nur dann am Ort etabliert, wenn die Menschen dahinter stehen und mitmachen! Die Museumsleitung ist dankbar für sachkundige Mitarbeit. Wichtig für die Bedeutung und das Image des Bergbauund Stadtmuseums sind Toleranz, Offenheit und Freundlichkeit nach innen und nach außen, das gilt insbesondere für den Servicebereich.

 

Die Zusammensetzung unseres Hauses aus Schau-Museum, Historischem Archiv, Fachbibliothek und Artothek impliziert deutlich, dass hier auch dienende Funktionen zu erbringen sind.

 

Die heutige Freizeitkultur ist vielseitig und es besteht Bedarf an Möglichkeiten, sich intellektuell zu beschäftigen. Hier kann unser Museum Bedürfnisse erfüllen und – ehrlich gesagt, manchmal auch nicht!