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Eisenerz-Lagerstättenbildung / Eisenerzbergbau

Eisenerz-Lagerstättenbildung

 

Die Bildung des Eisenerzes in unserem Raum hing sehr eng mit dem Vulkanismus der Devonzeit (vor 400–360 Millionen Jahren) zusammen. Dabei setzten sich schwere eisenreiche Gele auf dem Boden des Devonmeeres ab, das als Schelfmeer auch das gesamte spätere Lahn-Dill-Gebiet bedeckte. Es entstanden wasserunlösliche Eisenhydroxide, Eisenoxide und schließlich Roteisenstein. So traten als wichtigste Eisenerzhorizonte das Grenzlager zwischen Mittel- und Oberdevon und das Schalsteinlager im oberen Mitteldevon auf. Beide baute man in den zahlreichen Gruben ab.

 

Während der nachfolgenden Variskischen Gebirgsbildung im Karbon entstanden die Hauptzüge der Mittelgebirge, u.a. das Rheinische Schiefergebirge. Im Unterkarbon kam es abermals zu Eruptionen, deren vulkanische Masse mit dem devonischen Eisenerz in Berührung trat, so dass sich an den Kontaktstellen eine Umwandlung in den später abbauwürdigen Magneteisenstein vollzog. Die Verschiebung der Gesteinszüge während der Gebirgsbildung führte zu Bruchspalten, sog. Verwerfungsspalten, und Störungen in Richtung des Drucks von Südosten nach Nordwesten.

 

Die Gebirgsfalten stellten sich immer steiler auf, kippten schließlich stellenweise über, zerrissen und die Bruchstücke schoben sich schuppenartig übereinander.

 

So konnten ursprünglich unten liegende ältere Schichten über ursprünglich höher liegende jüngere gedrückt werden. Mit diesen geologischen Verhältnissen hatte der Bergmann später zu kämpfen – danach musste der gesamte Grubenbetrieb ausgerichtet werden.

 

Grube Waldhausen bei Weilburg

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Grube Waldhausen bei Weilburg

 

Eisenerzbergbau

 

Der Bergbau beschränkte sich zunächst auf die oberflächliche Gewinnung von Eisenerz, dort, wo das Lager austrat. Man ging nur so weit in die Tiefe, wie es die Standfestigkeit des Gebirges erlaubte. Zeugnisse dieses einfachen Abbaus sind noch heute die Pingen in unseren Wäldern.

 

Bis in das Mittelalter hinein erfolgte die Eisengewinnung in sog. Rennöfen (gemauerte Herde). Die Eisenerze wurden an Ort und Stelle in Waldschmieden verhüttet, da der Baumbestand der Berge genügend Brennmaterial lieferte. Der so entstandene Eisenklumpen, die Luppe, enthielt zwar noch erhebliche Anteile von Nebengestein und Schlacke, konnte aber schon geschmiedet werden.


Eisenschlacke. FO: Wolfenhausen>> größere Ansicht <<


Eisenschlacke. FO: Wolfenhausen

 

Als älteste Stätten der Eisenerzverarbeitung in unserer Region werden die „Audenschmiede“ (1421), die „Löhnberger Hütte” (1497) und die „Christianshütte“ genannt. Nassauisches Eisen und nassauische Gusswaren, vor allem die mit Bildern verzierten Öfen, bzw. Ofenplatten verschafften der Region einen guten Ruf. Anfang des 19.Jahrhunderts bestanden etwa 15 Hochofen.


Die Hochzeit zu Kana. Ofenplatte, 1700

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Die Hochzeit zu Kana. Ofenplatte, 1700

 

Die Nutzung der Wasserkraft, die Schiffbarmachung der Lahn, z.B. mit dem Bau des Weilburger Schiffstunnels (1847), und die Einführung der Eisenbahn verhalfen dem Bergbau zu einem enormen Aufschwung.

 

Nachdem so jahrhundertelang der Eisenerzbergbau das wirtschaftliche Geschehen an Lahn und Dill prägte, kam nach dem 2.Weltkrieg der Einbruch. Das Überangebot ausländischer Erze hielt die Inlandspreise am Boden. Die Förderkosten stiegen wegen des schwierigen Abbaus - der Abbau erfolgte hauptsächlich unter Tage – während die ausländische Konkurrenz die Preise mit hochwertigem Eisenerz drückte.

 

Obwohl die Eisenerzvorräte im Lahn-Dill-Gebiet noch ziemlich groß sind und auch der Eisengehalt mit durchschnittlich 43% relativ hoch ist, lohnt sich der Abbau heute nicht mehr. Inzwischen sind sämtliche Eisenerzgruben im Lahn-Dill-Gebiet stillgelegt. Das letzte heimische Bergwerk, die Grube Fortuna, schloss 1983 seine Tore. Die Hochöfen sind erloschen. Das Grundwasser dringt in die Stollen ein.

 

Förderkübel mit Roteisenstein

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Förderkübel mit Roteisenstein